Am Treibgut hängen Tampons aus der Kanalisation, der Mississippi hat die Bourbon-Street überspült, ein alter Zementsack spült eine junge Fut, „Ach du lieber Gott”, stöhnen die Jungfrauen der Heilsarmee, und die alten Jungfern auch. Alles geht seinen Gang, das Wasser wird abgepumpt, ist wieder im Fluss, gebändigt bis zum nächsten Jahr, alle regen sich temporär auf, auch jene, die nicht mitbekommen haben was geschehen ist.
Der 8-Stunden-Job, eine keifende Frau wie sie gerade die Treppe runterkommt, mit Lockenwicklern und vertrockneten Schlamm im Haar die aussieht, als habe sie einen mürrischen Tag im Bett verbracht, das und noch einiges: die Ratenzahlungen der Kredite, die ausstehenden Versicherungsleistungen, der Mann und das klapprige Auto, beide TÜV-fällig, auch das geht seinen Gang, auch das ist im Fluss. Doch andauernd stört der Zahn der Zeit den Moment der Bewegung, irgendwann trocknet die Scheiße auf der Bourbon-Street, die junge Fut schlendert vorbei, vor den mittlerweile wieder geöffneten Supermärkten stehen private Wachdienste: junge Männer, gutaussehend, kräftige Figur, enge Uniform, Knarre, Knackarsch.
Thomas C. Breuer ist eigentlich freier Schriftsteller und lebt
in Rottweil. Er ist auch
Kabarettist, und seit 1977
hauptsächlich auf den
Kleinkunstbühnen Deutschlands
zu sehen. Die Erfahrungen
seiner Auftritte in den Metropolen, Kleinstädten und Provinznestern
dieser Republik fasst er in dem Buch
„Stadt Land Blues“ gekonnt zusammen.
Die Stadt fließt. Aber sie ist von Barrieren durchsetzt. Sie schafft sich ihre Viertel und entwickelt Eigendynamik. Es gibt keine Stadt als Ganzes, alles ist zusammengesetzt, quasi in der Mitte gebündelt, atomar komprimiert, und der
Rest wirdvon außen angefügt, wie bei einem Schneeball, den man langsam einen Abhang runterrollen lässt.