Social Beat

Das Manifest des  Social Beat

2003 schrieb Stefan Wessel eine
Bestandsaufnahme: 10 Jahre
Social Beat. Der Exkurs führt
von den Wurzeln bis zum letzten Aufbäumen – das
sich im Slam Poetry äußerte.

Social Beat ist die Lebensphilosophie derer, die
versuchen sich am Kacken zu halten. Die Kunst
wird hier als rettender Strohhalm missbraucht, um
nicht verrückt oder teilnahmslos zu werden. Das
Medium Live-Literatur als literarisches
Suizidunternehmen in einer Welt, die den Menschen
nur noch als minimalen Teilfaktor eines Systems
betrachtet, das längst den Rahmen des Erfassbaren
überschritten hat. Die Grenzen verlaufen im Kopf.
Wir haben keine Rezepte, wir bieten nur eine
Lösung an: Schenkt euer Leben nicht den Schweinen – tötet den Affen!“1
1. Aus dem Programmheft zum ersten Social-Beat
Festival 1993

14 Jahre danach ist der Begriff nicht weniger
tot. Sowie einige der Protagonisten. Zu den
Vorläufern des Social Beat gehörten Hadayatullah
Hübsch, Jürgen Ploog und Carl Weißner, die man
auch als den 60er Teil der Gruppe
bezeichnete,
von denen nur noch Ploog lebt. Weder Umstände
oder Probleme haben sich grundlegend geändert,
aber die Zeit fordert heute ganz andere Opfer.
Social Beat galt als links orientiert, was nun
als Stigma gesehen wird. Social Media gibt die
Richtung vor. 

Bei Social Beat gab es da am Anfang einige
Ähnlichkeiten, aber auch die Social-Beat-Szene
wurde dem Anspruch auf Dauer nicht gerecht, hat
sich gesellschaftspolitisch kaum geäußert. Der
Begriff verspricht mehr, als er in Wirklichkeit
bezeichnet. Und was die Slam-Szene angeht,
entwickelt sie sich zunehmend in den Literatur-
Comedy-Bereich. […] das Publikum will Fun Fun
Fun – abklatschen oder jemanden zur Sau
machen.“69
69. YussufM in: Ullmaier 2001, S. 145.

10-jahre-social-beat-eine-bestandsaufnahme-ha-2003