Pi-Erntedankfest
Weil sie nur gemeinsam den Kaufpreis aufbringen
können, erwerben ein Mann und eine Frau, die sich
vorher gar nicht kannten, eine heruntergekommene
Bruchbude mit großem Garten irgendwo in einem
namenlosen Kaff. Die beiden werden ein Paar,
sanieren Haus und Hof notdürftig und widmen sich
dem Marihuana-Anbau und der Herstellung von
Likören. Beides verkaufen sie im Dorf und halten
sich so und mit dem Schreiben von
journalistischen Artikeln – knapp – über Wasser.
Der 1959 geborene Autor Hartmuth Malorny bleibt
im neuen Roman seinem angenehm lakonischen und
unaufgeregten Stil treu, den er zuletzt in
„Begegnung in Turin“ (2015) gepflegt hat.
„Erntedankfest“ ist eigentlich eine
philosophische Abhandlung über das Glück in
Romanform. Ist man nicht viel glücklicher, wenn
man es etwas gemächlicher angehen lässt, statt
sich den ganzen hektischen Zumutungen unserer
modernen Gesellschaft auszusetzen?
Das heißt nun allerdings nicht, dass im Leben
unseres Paares gar nichts mehr passieren würde.
Das wäre ja auch langweilig (für die Figuren im
Buch und für die Leser). Lusia und der namenlose
Ich-Erzähler lernen die manchmal skurrilen
Dorfbewohner kennen und schätzen. Da ist Pamela,
die sich gern nackt auszieht, ein Postbote, der
viel plaudert, eine umtriebige
Gemeindevorsteherin und ein meist betrunkener
Elektrofachmann. Und sie alle und noch viel mehr
kommen einmal im Jahr zum Erntedankfest im Garten
unseres Paars zusammen. Eigentlich eine
beschauliche Idylle. Fast möchte man selbst mal
zu diesem Fest. Aber dann passiert am Ende doch
noch etwas, das die Harmonie kurz zum Wanken
bringt. Aber wirklich nur kurz. Lesenswert!
Ruhr Nachrichten
Hartmuth Malorny: Erntedankfest
Wiesenburg, Oktober 2016
268 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro