Keller gibt es viele, nicht nur
diejenigen, in denen man
gemeinhin seine Leichen
verbirgt. Der Keller als Ort
der Angst beflügelt die
Fantasie. Im Keller ist es
dunkel, und es soll ja Leute
geben, die sich im Dunkeln fürchten. Ein Keller
ist mitunter eben mehr als nur ein harmloser
Kohlenkeller …
Metaphorisch kann das Dunkel für die Abgründe der
menschlichen Seele stehen, den Keller, in den der
Autor hinabsteigt, um die Tiefen der Psyche zu
ergründen. Manchmal ist die Bedrohung, die von
einem Keller ausgeht, allerdings durchaus real.
Wer wünscht sich schon, eines Tages in einem
Folterkeller zu landen?
Der Keller kann aber auch Ort der Erinnerung oder
der Zuflucht sein. Nicht nur wer einen
Bombenangriff in einem Luftschutzkeller überlebt
hat, wird das bestätigen. Keller gab und gibt es
in Dresden, Oberschlesien oder Südamerika. Eduard
Breimanns Keller am Hang liegt zwar in Tirol,
wirft jedoch ein bezeichnendes Licht auf ein
anscheinend immer noch nicht abgeschlossenes
Kapitel deutscher Geschichte.
Eine Literaturzeitschrift hatte die Ausschreibung
zu dieser Anthologie als Aufforderung
interpretiert, Texte über Kindheitsängste
einzureichen. Das lag nahe, ist das Thema doch
dicht am Unterbewussten angesiedelt; und ist die
Kindheit nicht die Zeit in der Lebensspanne eines
Menschen, die dem Unterbewussten am nächsten ist?
Ganz gleich ob die Geschichten nun von einer eher
realistischen oder psychologischen Vorgehensweise
zeugen oder vielleicht gar ins Märchenland führen
– die folgende Zeile eines alten Kinderliedes ist
auch heute noch wahr: „Im Keller ist es
duster …“
Alexander Amberg
Geest-Verlag
Der dunkle Keller
Hrsg. Alexander Amberg
2002
ISBN 3-936389-23-3
10.10 Euro