Ihr Mut wuchs
aus der
Verzweiflung.
Die Zeiten
waren hart und
erbarmungslos.
Im Grunde
mussten sie
tapfer sein,
denn ohne Mut wäre ihr Schicksal anders
verlaufen. Das lag auch an Gerta Sulbach.
Alle Beiträge von Hartmuth Malorny
Es gibt Tage, da bin ich nicht in der Lage
Manchmal klingelt alles zur gleichen Zeit:
Das Handy und das Festnetz-Telefon
polyphon
und die Stimme im Kopf schreit:
Kalkulationstabellen, Präsentationsvorlagen,
I-Pad, Terminkalender.
Espresso, Zigaretten,
Aspirintabletten.
Ich verlasse die Konferenz ohne ein Wort,
gehe zu einem stillen Ort,
bin für Minuten nicht in der Lage,
und die verdutzten Kerle denken:
Die Alte hat ihre Tage.
Ein langweiliger Morgen
Stilles Wasser der Marke Apollinaris
auf dem Konferenztisch.
Ein Mann im Armani-Anzug,
Rasierwasserduft undefinierbar,
sein Schlips hängt fast in meinem
Dekolletee
als er sich runterbeugt und den Finger
auf den wunden Punkt der
Erhebungsgrafik legt.
Ich schlage die Beine übereinander
und erkläre nüchtern den Umstand,
warum das Bundesland Schleswig-Holstein
Strukturmängel aufweist.
Er ist verheiratet und trinkt den Kaffee
mit Milch und Zucker.
Ich mag ihn lieber schwarz.
Nachtdienst – Florian Günther
Jedes Gedicht hat (s)eine Geschichte. Wenn man
sie nicht kennt, darf man spekulieren. Ein
Gedicht kann die Vorlage zu einem Roman sein, es
öffnet die Phantasie mit wenigen Worten, der
Zeilenumbruch wird zum Kapitel, das Satzende zur
Apokalypse. Je nach Vorstellungskraft. Doch
zuerst muss das Gedicht entstehen.
Varanasi
Kalkutta liegt nicht am Ganges, Varanasi schon.
Varanasi gilt als Mekka des Hinduismus, als Stadt
des Gottes Shiva Vishwanath, Gläubige und
Touristen machen sie zu einem Hotspot der
Religion – wo alles bleibt, wie es war.
Das Mittelmaß und der Durchschnitt
Mittelmaß ist
das, was der
Mitte
entspricht.
Mittelmaß ist
durchschnittliche Qualität und durchschnittliche
Quantität. So jagt ein Plädoyer das andere. Dafür
und dagegen. Aber was ist die Mitte überhaupt?
Eine Parallele zwischen oben und unten.
Umsonst ist nicht der Tod
Während seines
Studiums hat
der heutige
Betriebswirt
Peter Waldbauer
als
Bestattungshelfer für mehrere Unternehmen
gearbeitet. In seinem Buch „Die Bestattungsmafia“
entlarvt er die kriminellen Methoden einiger
Beerdigungsinstitute: „Umpacken“, nennt man im
Fachjargon die Methode hochwertige Särge gegen
Billigmodelle auszutauschen. „Die billigste
Bretterkiste holen wir aus dem Osten für 35 Euro
plus Mehrwertsteuer. Wir verkaufen die wegen der
Fahrtkosten für 200 Euro, andere nehmen dafür 750
Euro“, sagte eine Bestatterin aus Bayern.
Das Blatt ist weiß
Cry, cry, cry
Jedes Lied hat eine Geschichte. Im Mai 1945
hetzte Jim Beaver über die Church Alley. Er war
im Begriff Columbus zu verlassen. Er wollte raus
aus der Stadt, weg von dem Mädchen, das er
geglaubt hatte zu lieben. Sie wohnten im Sloppy
Motel, und während Jim tagsüber arbeitete,
vertrieb sich Kate die Zeit: Sie schlief bis
Mittag, ließ sich Essen und Getränke aufs Zimmer
bringen, und wenn er nach neun Stunden harter
Arbeit zurückkehrte, seinen blauen Overall auszog
und sich aufs Bett warf, schlüpfte sie in ein
neues Kleid und schminkte ihr Gesicht.
ATM – das gekaufte Lächeln
Ein U-Bahn-Bukowski auf Abwegen in Thailand.
Literatur von der Straße. Ein Tagebuch aus dem Land des Lächelns. Edition PaperONE. 2012
Farang01_51
Rezension von: DER FARANG